Jetzt geht’s nicht um Wein. Sondern um ein Buch. Warum? Weil es mir gefallen hat und Essen und Trinken darin die Hauptrolle spielen. Neben der Kunst.

Geschrieben hat Der große Glander Stevan Paul. Der ist bisher vor allem als Kochbuchautor und Blogger bekannt und außerdem ein Hansdampfinallengassen wenn es um Essen geht. Nun ist Paul beim Schreiben nicht ganz unbeleckt. Aber muss nun wirklich auch ein Roman sein? Das ist schließlich was anderes als ein Kochbuch oder ein Blog. Die Frage ist, schafft Paul es, eine Handlung und einen Spannungsbogen aufzubauen, die knapp 300 Seiten tragen?

 

Worum es in dem Buch geht, ist rasch erzählt. Der junge Künstler Gustav Glander wird in den 1990er Jahren in New York in kurzer Zeit sehr berühmt und zum Star der Eat-Art-Bewegung. Damit kommt er aber nicht klar und verschwindet spurlos. Zwölf Jahre später setzt sich der alternde Kunstjournalist Gerd Mönninghaus auf seine Fährte. Er hofft, dadurch seine Karriere und sein Magazin retten zu können.

Um eins gleich zu sagen: Ich habe dieses Buch mit großem Vergnügen gelesen. Abends in der S-Bahn nach einem anstrengenden Tag war es genau das richtige. Einerseits.

Andererseits hat es mich enttäuscht. Ich lerne eine Menge über Kunst und die Eat-Art-Bewegung. Darüber weiß Paul offenkundig eine ganze Menge und er bringt mir sein Wissen unterhaltsam näher. Aber der Autor ist auch Koch! Und was ich über Essen und Kochen erfahre, enttäuscht mich. Glander hat von der ganzen Kunstsache nämlich die Nase voll und macht eine Ausbildung zum Koch. Die Gelegenheit für einen wie Paul, dem Leser die Arbeit in einer Spitzenküche nahe zu bringen. Leider verpasst er diese Gelegenheit. Zitat: „Schwitzend setzten die Köche Akzente mit papierdünn frittierten Gemüsescheiben, glänzenden, intensiv schmeckenden Gelpunkten, die mit einer Pipette aufgetragen wurden, luftigen Schaumwölkchen, gezupften Kräutern und zarten Blüten, die mit Pinzetten platziert wurden.“ Das klingt alles nett, wirft bei mir aber mehr Fragen auf, als es beantwortet. Was sind das für Gelpunkte? Was für Schaumwölkchen? Wie werden sie gemacht?

Verdammt Paul, du bist Koch! Erklär’s mir! So wirkt es auf mich zum einen lieblos und zum anderen so, als wüsstest du es nicht. Das machen andere Autoren besser, etwa Martin Suter in Der Koch oder Bill Bufford in Hitze.

Aber wie gesagt, ich habe „Der große Glander“  trotzdem mit Spaß gelesen. Auch wenn die Hauptfiguren nur gute Menschen ohne dunkle Seiten sind, sich am Ende alle in den Armen liegen und Paul mitunter völlig verlorene Rückblenden in den Raum stellt, ohne die die Handlung flüssiger gewesen wäre.

Würde ich dieses Buch verschenken? Eher nein.

Kaufe ich mir selber Pauls anderes Nicht-Kochbuch Schlaraffenland? Aber ja!

 

Autor Stevan Paul. Copyright: Andrea Thode, Quelle: www.mairisch.de

Written by web222

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