Und weiter geht’s mit den Einladungen zu Verkostungen. Dieses Mal hatte der bedeutendste italienische Weinführer Gambero Rosso eingeladen. Es gab einige Überraschungen, gute wie schlechte.
Ich fange mit dem Gejammer an, dann habe ich es hinter mir. Es gab mehrere Weine, besonders aus der Toskana, die gut vertreten war, bei denen mir die Auszeichnung mit zwei oder drei Gläsern ein Rätsel blieb. Natürlich war keiner der ausgeschenkten Weine wirklich schlecht. Die rund 70 Profiverkoster des Gambero Rosso testen mehr als 40.000 Weine, davon kommen 22.000 in den Führer, 436 erhielten in der neuen Auflage die begehrten „Drei Gläser“. Ich kann also erwarten, dass jeder einzelne Wein mich qualitativ überzeugt, schmecken muss er mir nicht. Aber das war leider nicht der Fall.
Der „Weißwein des Jahres“ beispielsweise war ein uneleganter Ausbund an mangelnder Säure, es fehlten Frische und Trinkfluss. Ein schlechter Wein war es nicht – aber der beste Weißwein, der in ganz Italien zu finden war?
Ebenso enttäuschte der Syrah vom „Produzenten des Jahres“. Die Herausgeber bezeichneten ihn als „molto elegante“, mir würde übel von der flüchtigen Säure, die mir die Nase zu verätzen drohte.
Genug gejammert, denn es waren einige Weine dabei, die mich begeisterten. Weil sie einfach Spaß machten, weil sie sensationell gut und günstig, oder weil sie weit abseits des Mainstreams waren. Und das gefällt mir am Gambero Rosso, dieses wundertütenmäßige.
Seit ich im Herbst vor zwei Jahren in den italienischen Marken war (aufgeschrieben habe ich das hier) liebe ich den Verdicchio. Bei der Verkostung wurde das mal wieder bestätigt. Die Weine sind frisch, haben Charakter und kosten bis auf wenige Ausnahmen nicht die Welt. Meine Empfehlungen: Von der Kellerei Borgo Paglianetto der Verdicchio di Matelica Petrara 2016 und der Verdicchio di Matelica Terravignata 2016. Leider ist er in Deutschland derzeit nicht zu beziehen, ab Weingut kosten beide gerade mal einen Fünfer. Dasselbe gilt für den Verdicchio di Matelica Mirum Riserva 2015 von La Monacesca, den ich ebenfalls empfehle. Mein Favorit der Verkostung aber stammt von einem riesigen Unternehmen, Fazi Battaglia, und heißt Castelli di Jesi Verdicchio Cl. San Sisto Riserva 2015. Die Kellerei einem Bankenkonzern und bewirtschaftet 280 Hektar. In Deutschland gibt es ein paar Weine bei Ludwig von Kapf oder Club of Wine, allerdings nicht den prämierten Jahrgang 2015…
Zwei recht ungewöhnliche Weine fand ich ein paar Stände weiter. Einer war ein Prosecco. Dass ich diesen Schaumwein sehr mag, habe ich schon einmal für die Süddeutsche Zeitung aufgeschrieben. Das Weingut Biancavigna aus der Kernzone des Prosecco-Gebiets hatte einen Brut Nature dabei, also einen Schaumwein ohne Zucker. Ich finde, dass das dem Prosecco besser steht als Süße. Die Weine haben eine Frische und einen Trinkfluss, perfekt für einen Sommernachmittag mit Mozarella und Tomaten. Laut Ausstellungskatalog gibt es ihn bei Fischer+Trezza in Stuttgart.
Gleich nebenan präsentierte Roberto Anselmi vom gleichnamigen Weingut einen ungewöhnlichen Wein: einen Stillwein, trocken ausgebaut, aus der Rebsorte Garganega. Garganega ist die Basis zum Beispiel für Soave oder Bianco di Custoza. Anselmi beschränkt seinen Ertrag auf höchstens 55 Hektoliter pro Hektar, für die Sorte ist das nicht viel. Dann vergärt er den Wein in offenen Fässern. Schließlich reift er ein Jahr auf der Vollhefe, die eine Hälfte im Stahl, die andere in Barriques. Jeden Montag macht er Batonnage, rührt also die Hefe auf. Dadurch bekommt der Wein eine unglaubliche Fülle und Cremigkeit, irre! Capitel Croce 2015 heißt der Wein und man bekommt ihn hier.
Und gab’s nicht bei den Rotweinen? Doch, einen…Und zwar vom Weingut Petra den Petra Rosso 2013 aus 70% Cabernet Sauvignon und 30% Merlot. Ein Schmeichler, aber ein sexy Schmeichler…gibt’s beim gleichen Händler wie den Anselmi.
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