Der VDP rief und ich kam: zu Große Lage on tour. Ich solle gespannt darauf sein, „das Entwicklungspotential der Filetstücke aus den besten Lagen Deutschlands nacheinigen Monaten der Flaschenreife zu genießen und zu bewerten“, hatte es in der Einladung geheißen. Die Großen Gewächse des Jahres 2016 dürfen seit dem 1. September 2017 verkauft werden und tatsächlich ist das für diese Weine oft viel zu früh.

GGs sind gemacht um zu reifen. In jungen Jahren machen sie meist wenig Spaß, manche sind schlich ungenießbar. Insofern sind ein paar Monate Flaschenreife keine schlechte Sache. Trotzdem hätte ich mir keinen der verkosteten Weine zuhause freiwillig aufgemacht, ihre beste Zeit kommt erst noch. Dass ich am Ende des Tages weniger verkostet hatte als geplant, lag schlicht an der Location.

Der VDP hatte auf der Münchner Praterinsel ein Haus gemietet, das dem erwarteten Ansturm leider nur in einer Hinsicht gerecht wurde: der Größe. Die Probierstände waren meist nicht überfüllt, nur um Günter Jauch am Tisch vom Weingut von Othegraven war immer was los. Leider war es in den Räumen so heiß und laut, dass ich nach drei Stunden entnervt die Flucht antrat.

Der Eingang auf der Praterinsel. Verlockend ist was anderes…

Trotzdem gab es die eine oder andere Entdeckung. Allen voran die 2006er Riesling Auslese Bernstein – Am Lauerbaum vom Weingut Lanius-Knab vom Mittelrhein. Das Winzerehepaar hatte nämlich auch ältere Sachen dabei, so lässt sich das Weingut gleich besser einschätzen. Diese Auslese war wie eine schöne Frau, in deren Augenwinkel sich erste Lachfältchen zeigen, und die dadurch noch schöner wird.

Ebenso vom Mittelrhein stammt das Weingut Ratzenberger, von dem mir die Wolfshöhle Riesling GG aus dem Jahr 2013 ausnehmend gut gefiel. Die jüngeren Jahrgänge waren noch in den Windeln. Sehr schön war auch der Riesling-Sekt, den das Weingut „zum Gaumen freiprickeln“ geöffnet hatte. Da ließen sich einige Besucher immer wieder nachschenken.

Erwähnenswert sind auch die gewohnt souveränen Kollektionen von Schlossgut Diel, Dönnhof und Emrich-Schönleber von der Nahe. Für mich mit die schönsten Rieslinge aus dem Jahrgang 2016.

Danach schlenderte ich herum, probierte ein wenig Rheingau, bisschen Rheinhessen, etwas Pfalz. Das meiste gefiel, heraus stach wenig (von Oetinger, Balthasar-Ress…). Das änderte sich, als ich zu den Ständen aus Franken kam. Nach all dem Riesling war Silvaner etwas sehr wohltuendes! Wobei einen muss ich noch erwähnen. Den Apostelgarten Riesling GG 2015 vom mir bis dato ehrlicherweise völlig unbekannten Weingut Bernhard Höfler aus Alzenau-Michelbach. Sensationell strukturiert und süffig in einem!

Jetzt aber zum Silvaner. Meine Lieblinge an an diesem Tag waren:
Störrlein Krenig, Sonnenstuhl Hohenroth 2016
Am Stein, Stein 2013
Horst Sauer, am Lumpen 1655 2015
Rudolf May, Himmelspfad 2016

Und danach wollte ich nur noch raus an die frische Luft und in die Ruhe.

Written by web222

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