Manche packen ihren Wein sogar in den Mixer, um ihm eine ordentliche Prise Sauerstoff zu gönnen. Kann man natürlich machen – nur wo bleibt da bitteschön der Stil? Weil das Zusammenführen von Luft und Wein aber durchaus Sinn macht, sei es hier erklärt.
Die große Frage ist zunächst: Welche Weine karaffiere ich überhaupt?
Einfach eigentlich: Alle, die es nötig haben…welche das sind, findet man mit ein bisschen Ausprobieren recht schnell heraus. Meist sind das Weißweine, die im Barrique lagen, Rotweine, die lange Zeit im Holz zugebracht haben und/oder mit Stielen und Stängeln vergoren wurden.
Meine Karaffe hole ich hervor, wenn ich nach dem ersten Schluck eines Weins das Gefühl habe, dass da noch mehr gehen könnte, wenn die Weine zunächst unrund und verschlossen wirken. Der Sauerstoff führt dann dazu, dass sie sich öffnen, runder und gefügiger werden.
Ich probiere das jetzt mal mit einem „Kreuth“ aus der Kellerei Terlan in Südtirol. Der Chardonnay gehört zum Mittelbau des Sortiments. Er gärte bei kontrollierter Temperatur im großen Eichenfass (3000 Liter) und lag danach für acht Monate auf der Feinhefe im „traditionellen Holzfass“, wie die Kellerei schreibt – ehrlich gesagt weiß ich nun nicht, welche Größe in Südtirol Tradition hat. Vermutlich irgendwas um die 1000 Liter.
Zunächst probiere ich einen Schluck aus dem Glas. Mann, der ist so verschlossen, ja richtiggehend vernagelt. Ich rieche fast gar nichts und am Gaumen habe ich zwar eine schöne Salzigkeit und Cremigkeit, dazu ein paar gelbe Früchte, aber das war’s dann auch schon. Nicht passt so recht zusammen, alles scheint ein bisschen durcheinander.
Jetzt gieße ich den Probeschluck in die Karaffe. Denn wie bei den meisten Menschen steht die auch bei mir oft längere Zeit im Schrank. Staub setzt sich rein und sie riecht ein wenig muffig. Das gibt sich, wenn man das gute Stück mit diesem Schluck einmal viniert, also mit Wein durchspült. Danach könnt ihr das bisschen Wein in die Soße kippen oder hinter Eure Binde.
Nun die Karaffe einmal gut durchschütteln…und der Sauerstoff tut sein segensreiches Werk. Nach etwa 20 Minuten schenke ich mir nochmal ein Glas ein. Und – oh Wunder – sowohl in der Nase als auch im Mund habe ich nun einen deutlich runderen und harmonischeren Wein, Salzigkeit, Würze und ein kleiner Rest Frucht sind nun perfekt in der Balance, alles liegt an seinem Platz.
Cheers!
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