Wer Wein aus Südtirol sagt, der muss Genossenschaften sagen – ihre Mitglieder bearbeiten rund zwei Drittel der 5000 Hektar Rebfläche. Von allen ist mir Terlan in den vergangenen Jahren besonders ans Herz gewachsen. Da trifft es sich gut, dass ihre deutsche PR-Agentur mir vor einiger Zeit zahlreiche Flaschen hat zukommen lassen.

Zeit also für einen kleinen Südtirol-Terlan-Schwerpunkt…Berge und Palmen, Tradition und mediterrane Leichtigkeit, Folklore und Style, Bauernschoppen und edle Weißweine – Südtirol vereint gleich mehrere Gegensätze. Die Geschichte, wie es dazu kam, ist eigentlich die Geschichte der Rebsorte Vernatsch. Einst war er billiger Massenwein und Grundnahrungsmittel der armen Bauern, die Südtirol lange Zeit geprägt haben.
Früher stand er in fast 70 Prozent aller Weinberge. Heutzutage sind davon gerade mal noch 16 Prozent übrig, Tendenz weiter fallend. Keine andere Weinbauregion der Welt hat sich in derart kurzer Zeit so rasant gewandelt, weg vom roten billigen Massenwein, hin zu weißen Weltklassetropfen.

Denn im gleichen Maße, wie der Anbau des Vernatsch zurück ging, stieg Südtirols Renommee in der Weinwelt. Keine andere italienische Weinbauregion erhält im Vergleich zur Anbaufläche so viele Auszeichnungen im wichtigstem Weinführer des Landes, dem Gambero Rosso. Längst kosten die teuersten Weißweine der kleinen Region dreistellige Beträge. Südtirol ist eben schick geworden und keine Gegend mehr, in der arme Bergbauern ihr Dasein fristen. Weißburgunder ist die Sorte, von der alle sagen, sie sei kaum irgendwo anders so gut aufgehoben, wie in Südtirol.

Deshalb fliegen die Rotweine der Region manchmal ein bisschen unter dem Radar. Immer wieder wird übersehen, wie gut Pinot Noir dort werden kann – vielleicht auch deshalb, weil er oft unter dem Namen Blauburgunder abgefüllt wird. Nicht in Terlan, dort darf er international Pinot Noir heißen.

Die Genossenschaft unterteilt ihre Weine hauptsächlich in die zwei Linien „Tradition“ und „Selection“, dazu gibt es noch ein paar Spielereien. Der „Selection“ Pinot Noir heißt „Monticol Riserva“. Er reift jeweils zur Hälfte in großen Holzfässern und Barriques, von denen ein Drittel neu ist. Der Wein kostet ungefähr einen Zwanziger und die Male, die ich ihn bislang getrunken habe, war er davon jeden Cent wert.

Heute probiere ich ihn parallel aus zwei Gläsern, dem „Balanced“ von Zieher und dem Burgunderglas der Serie Q1 von Stölzle. Wieder mal bin ich direkt zu Beginn überrascht, was für Noten das Zieher-Glas dem Wein entlockt. Aus dem Stölzle riecht er in etwa so, wie ich ihn in Erinnerung habe und erwarte: rotfruchtig, leicht, Himbeere, Waldbeeren, ganz dezent den Ausbau im Holz…Pinot Noir eben. Im „Balanced“ dagegen scheint er dunkler, animalischer, fast ein bisschen stinkig. So richtig gefallen mag mir das zunächst nicht so recht.

Aber am Gaumen…am Gaumen, Leute! Aus dem Stölzle ist der Wein weiterhin erwartbar. Sehr gut, aber eben erwartbar. Aus dem „Balanced“ hat er auch im Mund das dunkle und animalische, die Tannine sind deutlich präsenter, das Holz auch.
Nach einigen Stunden an der Luft ist das Gesamtpaket in beiden Gläsern um einiges harmonischer und runder. Sehr elegant und weich ist der „Monticol“ nun, aber es bleibt dabei: Aus dem Glas von Zieher hat er mehr Spannung, mehr Zug.

In der nächsten Südtirol-Terlan-Folge gibt es eine Mini-Vertikale…

 

 

 

 

 

 

 

Written by web222

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