Wikipedia beschreibt es so: „Eine Vertikale ist eine besondere Form der Weinprobe. In einer solchen Probe werden ausschließlich oder ganz überwiegend Weine nur eines einzigen Weingutes probiert, jedoch in der Zeitachse „vertikal“ nach unten.“ Na dann los…

Der Zweck einer Vertikalen ist hauptsächlich, für ein einzelnes Weingut (oder für das Anbaugebiet, repräsentiert durch ein einziges Weingut) herauszufinden, welche Jahrgänge gut gelungen und welche weniger empfehlenswert sind.“
Ganz so groß ziehe ich es heute nicht auf. Aber in meinem Keller liegen zwei Flaschen Chardonnay aus der Basislinie der Südtiroler Genossenschaftskellerei Terlan. Jahrgang 2105 und 2016. Ich habe im Weingut gefragt, wie die beiden Jahre so waren. Beide wurden mit fünf Sternen bewertet – scheint gut zu sein, ich habe aber ehrlicherweise keine Ahnung, wo die Skala endet…


2015 war ein „trockener und heißer, aber guter Jahrgang“. 2016 hingegen „war mit großen Herausforderungen verbunden“. Mal war es zu kalt, mal zu feucht, der Herbst aber rettete am Ende die Trauben.
Schlussendlich landete in beiden Jahren gutes Traubenmaterial im Keller. Ich mach mal die Flaschen auf und schaue, was die Kellermeister daraus gemacht haben. Beide Weine sind komplett im Edelstahl ausgebaut und lagen ein paar Monate auf der Feinhefe.

Den ersten Unterschied finde ich auf den Etiketten: 2015 hat mit 13% Alkohol einen halben Prozentpunkt weniger als 2016.
Laut Kellerei „zeigen die Weine aus 2015 schöne Fruchtaromen und bestechen mit einer kräftigen, harmonischen Struktur“. Kann ich bestätigen, finde ich im Glas. Der Wein ist zweifelsfrei als Chardonnay zu erkennen, rund harmonisch, eine leichte herb-kräutrige Bitternote schleicht sich hintenraus rein. Mir gefällt das ganz gut.

2016 sind die Weißweine „fruchtig, elegant und kräftig mir frischer Säure“. In der Nase wirkt er etwas frischer und eleganter als sein Kollege aus 2015 – was aber auch am geringeren Alter liegen mag. Diesen Weinen schadet ein bisschen Flaschenreife sicher nicht, zum Altern sind sie allerdings nicht gemacht.

Am Gaumen ist sofort klar, dass beide Weine in der gleichen Kellerei gemacht wurden. Die Handschrift ist eindeutig dieselbe, auch die Bitternote findet sich wieder. Allerdings wirkt der 2016 lebendiger, frischer, etwas frucht- und säurebetonter.

Die Erkenntnis von dem Ganzen? Wieder mal die Bestätigung, dass Terlan einfach guten Stoff macht, und die Jahrgangsunterschiede im Basissegment nur recht gering zum Ausdruck kommen. Diese Tropfen müssen laufen, die müssen deutlich wiedererkennbar sein. Zu Recht.

Trotzdem freue ich mich auf den nächsten Beitrag, wenn’s ins höhere Qualitätssegment geht…

NACHTRAG, ca. zwölf Stunden später: Wer sich diese Weine zulegt, dem sei empfohlen, sie auf jeden Fall zu karaffieren. Nachdem mein erster Eindruck ja nur verhalten positiv war, änderte sich das schlagartig einige Stunden später, als ich die Weine erneut probierte. Also nachdem die Tropfen einige Luft geschnuppert hatten.

Der 2016er ist nun deutlich weicher, fast schon cremig. Die Säure nimmt sich nun etwas zurück, die Bitternote ist fast ganz verschwunden. Insgesamt ein deutlich runderer Wein.

Noch deutlicher ist die Wirkung beim 2015er. Deutlich schmecke ich nun das Jahr, das er länger in der Flasche war, Frische und Frucht gehen zurück, Cremigkeit und würzige Noten schieben sich allmählich in den Vordergrund. Aber das Beste: die zu Beginn doch recht ausgeprägte Bitternote ist komplett verschwunden.

Die erneute Erkenntnis von dem Ganzen? Sowohl Jahrgangs- als auch Altersunterschiede sind nun klar erkennbar – ich sollte wieder öfter karaffieren. Was das eigentlich genau ist, wann man’s macht und wie es geht, erkläre ich im nächsten Beitrag. Mal wieder mit einem Wein aus Terlan…

Kaufen kann man den Wein übrigens hier. Und ich finde, er ist jeden Cent wert.

Written by web222

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